Ehrenamtspreis der Gemeinde Grefrath 2023 verliehen
Am 5. Dezember ist Internationaler Tag des Ehrenamtes. Daher wurde dieses Datum gewählt, um den diesjährigen Ehrenamtspreis der Gemeinde Grefrath zu verleihen. Zur Feierstunde im Cyriakushaus begrüßte die Vorsitzende des Ausschusses Jugend, Soziales und Senioren, Elisabeth Lehnen, die zahlreichen Gäste in Vertretung für den erkrankten Bürgermeister Stefan Schumeckers. Stimmungsvoll wurde die Feiern von den musikalischen Beiträgen des Männergesangvereins Vinkrath begleitet.
Seit dem Jahr 2014 ehren der Rat und der Bürgermeister gemeinsam engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich selbstlos für ihr Umfeld und für andere Menschen einsetzen. Seit dem vergangenen Jahr wird jährlich eine Person oder Gruppe ausgezeichnet. Anlassbezogen ist zudem eine Sonderehrung möglich. Darüber entscheiden die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Soziales und Senioren zusammen mit weiteren ausgewählten Juroren.
Sonderpreis für Irmgard Tophoven
In diesem Jahr nutzte der Ausschuss die Möglichkeit zu einer Sonderehrung für Irmgard Tophoven. In ihrer Laudatio würdigte die stellvertretende Bürgermeisterin Wilma Hübecker Frau Tophovens jahrzehntelanges Engagement für das Erinnern an das jüdische Leben in Grefrath und Oedt. Irmgard Tophoven initiierte im Jahr 2004 eine Gedenk-, Mahn- und Erinnerungsstele an der St. Laurentius-Kirche, die 25 eingemeißelte Namen von Mitgliedern der jüdischen Familien aus Grefrath und Oedt zeigt. Zudem organisiert sie alljährlich Ende Januar – Anlass ist das Gedenken an die Befreiung des Todeslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 – ein ökumenisches Gedenken an der Stele. Dabei ist es der ehemaligen Lehrerin des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums in Viersen besonders wichtig, Schülerinnen und Schülern in das Gedenken einzubeziehen. In der Gemeinde Grefrath sorge Frau Tophoven dafür, dass wir die Taten an den jüdischen Mitbürgern nicht vergessen, so Wilma Hübecker. „Aus der Erinnerungsarbeit erwächst die Verpflichtung in Zukunft neuen Gefahren für die Demokratie rechtzeitig und mutig entgegenzutreten.“ Und sie fügte hinzu: „Wer so bescheiden mit großem Wissen um die jüdische Geschichte, die Sprache und die Geschichte der Juden in Grefrath und am Niederrhein unermüdlich tätig ist, hat den Ehrenamtspreis unserer Gemeinde wahrlich verdient. Nicht nur bei der Vorbereitung der Gedenkfeier, sondern in vielfältiger Weise haben Sie sich gesellschaftlich zu diesem Thema engagiert“, hob die stellvertretende Bürgermeisterin hervor.
Wie wichtig Engagement für die Erinnerungskultur besonders angesichts der weltpolitischen Lage ist, unterstrich dann auch die Sonderpreisträgerin selbst in ihrer Rede mit Blick auf die entsetzlichen Ereignisse gegen Juden in Israel, aber auch bei uns in Deutschland. „Jetzt ist die Zeit, mutig gegen antijüdisches Vokabular, Vorurteile, Fake News, Desinformation den Mund aufzutun, da wo wir stehen, ob in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule, im Sport, in den sozialen Medien. Jetzt ist die Zeit, mutig zu sein gegenüber dem erschreckend virulenten Antisemitismus.“ Wichtig sei es, immer noch an den Holocaust zu erinnern, denn erschreckendes Unwissen existiere bei vielen jungen Menschen. „Nie wieder ist jetzt“, zitierte sie einen zurzeit oft gehörten und gelesenen Aufruf, mahnte aber auch mit dem Zitat des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“
Ehrenamtspreis für Sebastian Trienekens
Den Ehrenamtspreis erhielt Sebastian Trienekens. In der Laudatio berichtete Ulrike Gerards, Pressesprecherin der Gemeinde Grefrath, über das vielfältige Engagement von Sebastian Trienekens vor allem im Ortsteil Vinkrath. Er hat die Gründung eines Kirchbauvereins für die Kirche St. Josef, der sich für den Erhalt des Gotteshauses einsetzt, angestoßen und ist nun dessen Vorsitzender. Er ist in der katholischen Kirchengemeinde Lektor, Kommunionhelfer und mittlerweile auch Wortgottesdienstleiter, Mitglied im Kirchenvorstand der Pfarre St. Benedikt und kümmert sich dort unter anderem um die Weiterentwicklung der kirchlichen Friedhöfe sowie um Personalfragen. Zudem führt er den Vinkrather St. Martinsverein sehr erfolgreich seit 13 Jahren. Es wurde deutlich, dass es in der Gemeinde Grefrath Menschen wie Sebastian Trienekens braucht, die in Vereinen Verantwortung übernehmen, die so das Dorf- und Vereinsleben lebendig halten und ein vielfältiges Miteinander ermöglichen.
Die gemeinsame Ehrung von Irmgard Tophoven und Sebastian Trienekens war ein Zufall – die Wahlen fanden unabhängig voneinander statt – aber es passte wunderbar zusammen. Denn Trienekens, der wie Irmgard Tophoven zuvor am Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium lehrt, leistet er über den Unterricht hinaus ebenso wie Frau Tophoven einen wichtigen Beitrag zum Gedenken an die deutsche Geschichte, bietet jährlich Fahrten zum Konzentrationslager Auschwitz für Oberstufenschülerinnen und -schüler an und hat eine Bildungspartnerschaft zwischen der Deutschen Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in den Niederlanden und dem Viersener Gymnasium initiiert. Dort bietet er für Gruppen ehrenamtlich auch Führungen in deutscher Sprache an.
Sebastian Trienekens nutzte seine Rede, um deutlich zu machen, dass alle ehrenamtliche Tätigkeit, die Grundlage seiner Auszeichnung sei, fruchtbares Ergebnis von guter Zusammenarbeit sei. Ehrenamtliche Arbeit mache man glücklicherweise nahezu immer in Gemeinschaft mit anderen. Gerade in einer Zeit, in der viele um sich selbst kreisen mit der Unterstützung der sozialen Medien und ihrer Möglichkeit, um die eigene Person ein ganzes Universum mit täglichen Posts sogar noch der Mittagsteller zu erschaffen, sei „der öffentlich wahrnehmbare Hinweis darauf, dass jeder noch so geringe Beitrag für das gemeinschaftliche Engagement und das gesellschaftliche Zusammenleben, für den Zusammenhalt unserer Vereine, unserer Nachbarschaften und unserer Dorfgemeinschaft, für unsere Kirchen- und Zivilgemeinde, für unsere Erinnerungskultur wichtig, ja unverzichtbar ist, nötiger denn je“, so Sebastian Trienekens. Daher freue er sich über die Auszeichnung und wolle diese ausdrücklich stellvertretend für alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter in den zahlreichen Vereinen und Organisationen annehmen.